Zu einem denkwürdigen Ereignis in ihrer gerade erst begonnenen Karriere bei der Bundeswehr wurde am Donnerstagabend die Vereidigung von 270 Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr am Sportplatz in Zandt. Der Kommandeur des Versorgungsbataillons 4, Oberstleutnant Dr. Tobias Gößlbauer, und Bürgermeister Hans Laumer lobten in ihren Ansprachen vor zahlreichen Angehörigen der Neulinge deren Bereitschaft, in der Bundeswehr Dienst für die Gesellschaft zu leisten und damit Frieden und Freiheit in Deutschland zu sichern.
Die seit Tagen mit einem großen Organisationsaufwand vorbereitete Feier wurde mit einem Feldgottesdienst auf dem Zandter Sportplatz eröffnet, den Monsignore Augustin Sperl mit den Militärpfarrern Marvin Döbler, Wolfgang Reischl und Christoph Witzak feierte. Neben zahlreichen Angehörigen der Rekruten waren dazu auch viele Bürger aus Zandt und Umgebung gekommen, um ihre Verbundenheit mit der Bundeswehr, den Soldatinnen und Soldaten, zu bekunden. Die Gemeinde Zandt als Patengemeinde einer Chamer Kompanie übernahm nach der Feierstunde auch die Bewirtung der zahlreichen Besucher mit Leberkäse, Glühwein und Kuchen, den Zandter Frauen für diesen Zweck gebacken hatten.
Wunsch nach Frieden in Europa und der Welt Pünktlich um 16 Uhr marschierten die 270 Rekrutinnen und Rekruten mit ihren Ausbildern auf das Sportgelände ein, gefolgt vom Heeresmusikkorps aus Veitshöchheim, das die Fahnen der beim Gelöbnis vertretenen Truppenteile aus Cham, Roding, Weiden und Roth bei Nürnberg anführte. Neben der 5. Kompanie des Versorgungsbataillons 4 aus Cham und der 5. Kompanie des Panzerbataillons 104 aus Weiden gehörte auch eine Gruppe des Heimatschutz-Regiments aus Roth bei Nürnberg zu den jungen Soldatinnen und Soldaten, die ihren Dienst für die Bundesrepublik Deutschland nach abgeschlossener Grundausbildung gelobten.
Der Wunsch nach Frieden in Europa und der Welt stand bei den Ausführungen der Militärgeistlichen, bei den Reden des Bataillonskommandeurs Dr. Tobias Gößlbauer und von Bürgermeister Hans Laumer im Mittelpunkt. Mit der Gründung der Bundeswehr am 12. November 1955 sei eine Idee von Gerhard von Scharnhorst umgesetzt worden, der neben der soldatischen Pflicht auch die bürgerlichen Rechte für die künftigen Soldaten begründete, sagte der Bataillonskommandeur. 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer sei ein Krieg in Europafür uns kaum mehr vorstellbar gewesen, sagte Oberstleutnant Gößlbauer. Im Gründungsjahr der Bundeswehr und den folgenden Jahrzehnten sei die Kriegsgefahr aber sehr real und allgegenwärtig gewesen. „Sie treten in die Bundeswehr ein in bewegten und außenpolitisch unsicheren Zeiten“, machte der Sprecher deutlich. Russland habe mit dem Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht und alle Regeln der Nachkriegsordnung in Europa gebrochen.
„Wir sehen, was die Menschen erleiden müssen nach dem skrupellosen Überfall Russlands auf die Ukraine. Wir sehen, wozu Menschen in diesem Ausnahmezustand fähig sind – im Guten wie oftmals im Schlechten“, so der Oberstleutnant. Mit der Ukraine verbinde uns vieles: eine gewaltvolle Vergangenheit, aber auch die Fundamente einer gemeinsamen Kultur und der Wille zur demokratischen Selbstbestimmung für eine friedliche Zukunft. Freiheit, Demokratie und unser Rechtsstaat, die im Grundgesetz verbriefte, unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen gelte es in der Bundeswehr zu verteidigen. „Ihre Gruppenführer haben Sie in den vergangenen drei Monaten ausgebildet“, so der Redner. „Sie haben Ihnen beigebracht, wie elementar es ist, dass jeder sein militärisches Handwerk beherrscht. Sie haben Ihnen beigebracht, dass Sie sich geistig und körperlich fit halten müssen, um unter Stress die erfor- derliche Leistung zu erbringen“, machte Gößlbauer klar. Mit der Leistung des Fahneneids übernähmen die jungen Soldaten sichtbar Verantwortung und treten für Freiheit, Recht, Menschlichkeit und Frieden ein. In einer immer stärker auf materielle Werte ausgerichteten und zudem zunehmend individualisierten Welt sei dies alles andere als selbstverständlich. Gerade die vergangenen zwei Tage mit den Razzien in der Reichsbürgerszene hätten allen vor Augen geführt, „wie wichtig Wachsamkeit für unsere Demokratie ist“. Er forderte die jungen Leute auf, sich ihrer Verpflichtung als Soldat oder Soldatin verantwortungsvoll zu stellen.
„Wenn Sie dies tun, werden Sie nicht nur eine erfolgreiche und beruflich erfüllende Zeit in der Bundeswehr, sondern ganz persönlich eine hohe Zufriedenheit im Dienst erfahren“, so der Bataillonskommandeur. Bürgermeister Hans Laumer freute sich, dass auch Zandt einmal ein Ereignis von überregionaler Bedeutung ausrichten darf und nannte es eine Ehre, dass sogar Brigadegeneral Kühne an dieser Gelöbnisfeier teilnahm. Besondere Willkommensgrüße galten der Bundestagsabgeordneten Martina Engelhardt-Kopf, stellvertretendem Landrat Markus Müller und mehreren Bürgermeisterkollegen, ebenso Ehrenbürger Manfred Zollner. Die Teilnahme vieler Vereine und Bürger aus Zandt beweise die Verbundenheit der Bevölkerung mit der Bundeswehr, sagte Laumer.
Nach dem Krieg in der Ukraine stehe beim bevorstehenden Weihnachtsfest der Wunsch nach Frieden an erster Stelle, so der Bürgermeister. „Es ist wichtig, dass es Menschen wie Sie gibt“, die sich dafür einsetzen, sagte Laumer zu den Soldatinnen und Soldaten. Noch heute erinnere er sich an sein eigenes Gelöbnis, so Laumer. Er wünschte den Rekruten, dass ihr Dienst für die Gesellschaft anerkannt und ge- schätzt wird. Rekrutensprecher Sullivan B. schilderte in einer emotionalen Ansprache den Verlauf der Grundausbildung, in der alle gelernt hätten, wie wichtig Kameradschaft für den gemeinsamen Erfolg sei. Bei vielen Übungseinheiten habe sich gezeigt, dass die Kette nur so stark wie das schwächste Glied sein kann. Danach marschierten die Fahnenabordnungen der drei Truppenteile vor das Rednerpult und aus jeder Einheit legten jeweils sechs Rekrutinnen und Rekruten ihre Hand auf die Gruppenfahne und leisteten damit sichtbar den Eid, während alle Rekrutinnen und Rekruten die Eidesformel nachsprachen. Mit der Bayernhymne und der Nationalhymne endete die stilvolle Gelöbnisfeier, die vom Heeresmusikkorps Veitshöchheim mitgestaltet wurde.