Als „blühende Gemeinde“ und Förderin neuer Wildlebensräume hat die Gemeinde Zandt längst Vorbildcharakter im Landkreis Cham. Im Rahmen der Themenwoche zur Wildlebensraumberatung des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stellte die Gemeinde am Dienstag ein Projekt vor, das Modellcharakter für die gesamte Region bekommen wird, den Themenweg für Wildlebensraum am Nistlberg. Dort soll laut Wildlebensraumberaterin Katharina Wals ein rund fünf Kilometer langer Rundweg entstehen, an dem mit rund 20 Informationstafeln Zusammenhänge in der Natur erläutert werden. Blühflächen sollen dabei genauso beschrieben werden wie Brachen, Hecken, Altgrasstreifen und andere Landschaftselemente, erklärte Wals bei einer Pressekonferenz in Zandt.
Neben Bürgermeister Hans Laumer, der selbst seit Jahren als Wildlebensraumberater im benachbarten Niederbayern tätig ist und in der eigenen Gemeinde Blühflächen, insektenfreundliche Lebensräume und Rückzugsgebiete für Wildtiere seit Jahren fördert und selbst gestaltet, informierten über die Themenwoche Landwirtschaftsdirektor Heribert Semmler vom AELF in Cham, die Wildlebensraumberaterin des AELF Katharina Wals und Jagdvorsteher Andreas Brunner. Durch die enge Zusammenarbeit mit Jägern, Imkern, dem Naturpark, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sei es gelungen, die Gestaltung von Wildlebensräumen deutlich auszuweiten, erklärte Bürgermeister Laumer. Standen in der Anfangsphase der seit Jahren laufenden Bemühungen vor allem Blühflächen im Vordergrund, so rücke immer mehr die enge Kooperation mit Landwirten in den Fokus, die bereit sind, Flächen für den Vertragsnaturschutz, für Kulap-Programme und als Wildlebensräume zur Verfügung zu stellen, freuten sich die Beteiligten.
„Der weibliche Part hat da viel gebracht“, lobte Hans Laumer die Wildlebensraumberaterin Katharina Wals, die zwar für den ganzen Landkreis zuständig ist, wie Heribert Semmler betonte, aber in ihrem Wohnort Zandt natürlich besonders auf die Natur ein Augenmerk hat. Die Beratungstätigkeit geht dabei weit über Angebote von Fördermöglichkeiten hinaus, machen Laumer, Wals und Semmler klar. Es geht in erster Linie darum, Verständnis dafür zu wecken, warum entlang eines Baches zum Beispiel ein Altgrassaum bis zum Herbst stehenbleiben soll, wie mit einer Blühfläche bei Starkregen eine Abschwemmung von Mutterboden aus dem angrenzenden Maisfeld verhindert werden kann, oder welche Wildtiere durch Hecken geschützt werden können. Die Gemeinde Zandt achtet auch darauf, Mäharbeiten am Straßenrand auf das zur Verkehrssicherung notwendige Maß zu beschränken und den Mähtermin so spät wie möglich zu legen, erläutert Bürgermeister Laumer, der selbst auch Jungjägerausbilder ist. In Jagdvorsteher Andreas Brunner fand er einen Partner, der als praktizierender Landwirt aktiv Wildlebensräume gestaltet.
Gewässerschutz ist wichtig Bei einer Tour durch die Gemeinde konnten sich die Teilnehmer ein Bild machen, wie neben der Ausweisung von natürlich genutzten Flächen auch deren Vernetzung funktioniert, beispielsweise durch Altgras neben den Flurbereinigungsstraßen oder durch Gestaltung von Bach-Randzonen. Obwohl im Gemeindebereich nur wenige kleinere Gewässer vorhanden sind, sehe er auch die Mitverantwortung für den Gewässerschutz, betont Bürgermeister Laumer. Das sei auch wichtig, erklärt Landwirtschaftsdirektor Semmler, denn nach der Rückstufung der Wasserqualität im Regen müsse darauf geachtet werden, dass auch Dünger- oder Sedimenteinträge aus allen Gräben und Bächen vermindert werden. „Zandt – die blühende Gemeinde“ sei ein Schlagwort, das viele Grundbesitzer für die Anliegen sensibilisiert habe, die der Natur dienen, stellt der Bürgermeister fest.
Der fünf Kilometer lange Themenweg am Nistlberg soll künftig auch dazu dienen, Kinder wieder verstärkt an die Natur heranzuführen, sie mit Lebensräumen von Pflanzen und Tieren vertraut zu machen, auch Verständnis für die Biodiversität zu wecken, die im Naturschutzgedanken eine wichtige Rolle spielt, sagt Laumer. „Den Leuten die Wirtschaftsweise erklären“, nennt er als weitere Aufgabe, um Verständnis für den Naturschutz und die dafür vorgesehenen Fördergelder zu wecken. Es sei keineswegs so, dass in Zandt alles problemlos funktionierte, räumt Laumer ein. Obwohl fachlich alles richtig gemacht worden sei, habe es heuer einen schlechten Feldaufgang gegeben. Das komme immer wieder vor, „wir arbeiten eben mit der Natur“, so Laumer. Und die habe ihre eigenen Gesetze. 112 Einzelmaßnahmen Wie sehr die Landwirte im Gemeindegebiet mit den Naturschutzideen bereits vertraut sind, machen die 112 Einzelmaßnahmen deutlich, die für 2022 angemeldet sind. Wichtig bleibt trotzdem eine Vernetzung, aber eine gewisse Dynamik habe bereits eingesetzt, stellt der Bürgermeister fest. Die Aussage von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei ihrem Besuch in Zandt, „wir haben es geschafft, dass wir in den Köpfen der Menschen etwas ausgelöst haben“, bewahrheite sich und auch Heribert Semmler stellte fest, dass die Zandter Bevölkerung „durchdrungen“ ist von den Ideen für die Natur. Allein die Tatsache, dass heuer im Gemeindegebiet 40 Hektar mit hochwertiger Zwischenfrucht angebaut werden, mache deutlich, wie wichtig den Bürgern die Wildlebensräume mittlerweile geworden sind, bilanziert der Bürgermeister. Wie alle Beteiligten freut er sich über das Zusammenwirken der Jagdgenossen, des Naturparks, von Imkern und anderen Vereinen mit dem AELF und der Naturschutzbehörde.